1. Kommentar am 23.08.18 zum Post am 22.08.18
Eine langfristige Beobachtungsstudie (Quelle: J Clin Psychiatry [2011] Antidepressants and risks of suicide and suicide attempts: a 27-year observational study (authors: AC Leon, DA Solomon, C Li, JG Fiedorowicz, WH Coryell, J Endicott, and MB Keller). Internetveröffentlichung: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3643209/ ) wurde in 5 US-akademischen medizinischen Zentren durchgeführt, wo 757 Teilnehmer zwischen 1979 und 1981 behandelt wurden. In einer anschliessenden Nachbeobachtung von bis zu 27 Jahren (median 20 Jahren) hatten diese Teilnehmer 6.716 Zeitintervalle, die entweder ca. zur Hälfte mit Antidepressiva oder ca. zur Hälfte nicht mit Antidepressiva exponiert eingestuft wurden. Während dieser 27 jährigen Nachbeobachtung hatten die meisten Teilnehmer mehrere Perioden, in denen eine Behandlung mit Antidepressiva durchgeführt und mehrere Perioden, in denen keine Behandlung mit Antidepressiva durchgeführt wurde. Ein Wechsel von einem Antidepressivum zu einem anderen führte nicht zu einem neuen Zeitintervall, sondern verlängerte das aktuelle Zeitintervall. Unter den Teilnehmern befanden sich auch solche, die mit Polypharmazie behandelt wurden.
Bezogen auf die gesamte Anzahl der Zeitintervallen, in denen nicht mit Antidepressiva behandelt wurden, lag die Quote der Veranstaltungen von suizidalem Verhalten bei 11,3%. Bezogen auf die gesamten Anzahl der Zeitintervallen, in denen mit Antidepressiva behandelt wurden, lag die Quote der Veranstaltungen von suizidalem Verhalten bei 10,1% (siehe Tabelle 2).
Das Fazit der Studie lautet nun, dass in der Behandlung mit Antidepressiva eine signifikante Reduktion des Risikos suizidalen Verhaltens erreicht wurde und stützt sich dabei auf die oben genannte Quote von 10,1% welche unter 11,3% liegt.
Eine Vergleichsgruppe von Teilnehmern, die über keine Konsumhistorie von Antidepressiva von vor Studienbeginn im Jahr 1979 verfügten und während des gesamten Studienzeitraumes von bis zu 30 Jahren keine Antidepressiva konsumierten, fehlt jedoch in dieser Studie. Dadurch werden Antidepressiva-Entzugserscheinungen (welche in wichtigen und offenen Fragen noch nicht erforscht sind z.B. was die Dauer angeht) in dieser Studie nicht untersucht und im Fazit nicht berücksichtigt.
Deshalb kann diese Studie auch keine verwertbare Aussagekraft in Bezug auf das Suizidrisiko enthalten.
Von dieser Studie kann folglich auch kein Beweis abgeleitet werden, dass Antidepressiva das Suizidrisiko nicht erhöhen.
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